Gewässerschutz

Demo "Pro Nationalpark Ostsee" durch Neumünster vor dem CDU-Parteitag 

"Pro Nationalpark Ostsee": Wir sind dabei - 5. Oktober 2023 Neumünster

Der Zustand der Ostsee ist schlecht. Es braucht dringend zusammenhängende Schutzgebiete - einen Nationalpark. Die CDU will dieses wichtige umwelt- und klimapolitische Projekt ihrer Koalition am 5. Oktober mit einem Parteitagsbeschluss scheitern lassen Deshalb gehen wir mit den Organisatoren "Fridays for Future" am Donnerstag die Straße:  Treffpunkt Neumünster Hbf um 15 Uhr. Wir gehen  dann gemeinsam bis zu den Holstenhallen (CDU Parteitag).

Aale vom Aussterben bedroht – NaturFreunde fordern Fangstopp

Kiel, 17. August 2022 - Die Weltnaturschutzunion IUCN listet den Europäischen Aal (Anguilla anguilla) auf der Roten Liste der vom Aussterben bedrohten Arten. Die Bestände an den europäischen Küsten sind in den letzten 40 Jahren stetig zurückgegangen. Die Ursachen sind vielfältig - so die Verbauung von Fluss- und Seenlandschaften, Wasserkraftnutzung, Gewässerverschmutzung durch Schadstoffe und Parasiten. Insbesondere aber ist es die Jahrzehnte lange Überfischung.

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Auch in Schleswig-Holstein gibt es einen dramatischen Bestandseinbruch. Hiesige Angelvereine und Fischer propagieren, den rückläufigen Aalbestand durch ein Aussetzen von Jungaalen zu erhöhen. Diese Maßnahme wird seit 2010 in Schleswig-Holstein Jahr für Jahr öffentlichkeitswirksam unter Beteiligung der Kommunalpolitik bis hin zu Ministerpräsidenten und der Fischerei in einem Boot geradezu zelebriert. Tatsächlich konnten Wissenschaftler bisher keinen Nachweis erbringen, dass auch nur ein einziger Aal aus der schleswig-holsteinischen Ostsee den Weg via Dänemark gefunden hat, um dann zum Laichen in Richtung Sargassosee zu wandern.

Das Aussetzen von Glasaalen gilt längst als ein gescheiterter Rettungsversuch der EU. Nichtsdestotrotz luden die Fischer in Maasholm im August diesen Jahres erneut - nun zum 13. Mal - zum „Aalutsetten an de Schlie“ ein. Die EU hatte dieses Experiment einst geknüpft an die Bedingung, dass mindestens 40 Prozent der ausgesetzten Tiere später in das Laichgebiet in der Sargassosee vor der Küste Floridas abwandern, um so den Bestand zu stabilisieren. Die Abwanderungsquote aus der deutschen Nordsee ins Laichgebiet verbleibt jedoch mit wenigen Prozent im einstelligen Bereich stets verschwindend gering. Für die Ostsee konnte bei Untersuchungen gar nicht nachgewiesen werden, dass Besatzaale den Weg zurück in die Sargassosee finden.

Ein Problem der gescheiterten Besatzmaßnahmen liegt darin, dass eine Nachzucht von Aalen ist bisher nicht möglich ist. So wird der hiesige Besatz andernorts zum Beispiel vor der französischen und spanischen Küste als junge Glasaale gefangen, um bei uns ausgesetzt und später wieder weggefischt zu werden. Die Besatzmaßnahmen finden dann auch vornehmlich dort statt, wo intensiv gefischt wird, wie an der Schlei. Der Besatz - gefördert durch die Fischereiabgabe des Landes und den Fischereifonds der Europäischen Union - dient daher leider nicht dem Artenerhalt, sondern reinen kommerziellen Interessen, um weiter Aale angeln zu können. Bei ausgewachsenen Aalen verzeichnet Deutschland mit rund 500 Tonnen die höchsten Fangmengen innerhalb der Europäischen Union.
Die NaturFreunde S-H bezeichnen diese Aktionen deshalb als ökologischen Unsinn und üben vor allem Kritik an der Politik. Sie verschließt ihre Augen trotz wohl besseren Wissens vor der Absurdität dieser Maßnahmen. Erst vor wenigen Monaten hatte der Internationale Rat für Meeresforschung (ICES) sein wissenschaftliches Gutachten über die Fangmöglichkeiten für den bedrohten Europäischen Aal veröffentlicht. Die Wissenschaftler empfehlen abermals, jeglichen Aalfang einzustellen. Ihr Gutachten enthält die klare Aufforderung, Fänge von Jungtieren als Besatzmaßnahmen in Flüssen und Seen zu unterbinden. Die politisch Verantwortlichen müssen endlich Rahmenbedingungen setzen, die dem Aal tatsächlich nützen. Das bedeutet einen mindestens mehrere Jahre andauernden Fangstopp zu unterstützen und sich bei Bund und EU für ein entsprechendes EU-weites Verbot einzusetzen. Irland und Slowenien haben dies bereits für sich beschlossen. Längerfristig betrachtet, wäre nur damit dem Arterhalt der Aale und damit auch der Fischerei gedient. Die jetzige Praxis, das Plündern der Bestände von Jungaalen in anderen Teilen Europas, um diese dann bei uns auszusetzen und anschließend zu angeln, leistet stattdessen einen aktiven Beitrag zum Aussterben der Aale. Den Verbraucherinnen und Verbrauchern empfehlen die NaturFreunde S-H solange auf den Verzehr von Aalen zu verzichten, bis sich die Bestände nachweislich erholt haben.

Hintergrund: Der Europäische Aal (Anguilla anguilla) unternimmt im Laufe seines Lebens eine beeindruckende Reise: Von ihrem Geburtsort in der Sargassosee im Atlantik wandern die Fischlarven mehr als 5000 Kilometer mit dem Golfstrom bis an die europäischen Küsten. Inzwischen zu kleinen durchsichtigen Glasaalen entwickelt, erreichen die Tiere die Mündungsgebiete der Flüsse. Viele von ihnen setzen ihre Reise dort weiter flussaufwärts ins Süßwasser fort. Jahre später kehren sie dann als sogenannte Silberaale ins Meer und in die Sargassosee zurück, um zu laichen. Nach der Fortpflanzung stirbt der Aal. Noch in den 80igern Jahren waren alle Binnengewässer in Schleswig-Holstein reich mit Aalen besiedelt.

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Schlechtes Zeugnis für den ökologischen Zustand der Flensburger Förde

Kiel, 28. Februar 2022 - Als Hauptursache für den nach EG-Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) „schlechten ökologischen Zustand“ der Flensburger Förde nennt der Bericht der Landesregierung vom Dezember 2021 vom die zu hohen Nährstoffkonzentrationen im Gewässer aus der Landbewirtschaftung. Das überrascht uns nicht. Die seit Inkrafttreten der Europäischen Gewässerschutz-Richtlinie im Jahr 2000 von Wissenschaft, Wasserversorgern und Umweltverbänden angemahnte erforderliche Anpassung des landwirtschaftlichen Ordnungsrechtes und der Agrarförderung wurden nicht in ausreichendem Maße angegangen. Die Landesregierung setzt in der Hauptsache auf die Wirksamkeit der Düngeverordnung, um die erforderliche Trendwende hin zum „guten ökologischen Zustand“ der Förde zu erreichen. Nach Ansicht der NaturFreunde S-H reicht dies keineswegs. Dazu haben wir unsere schriftliche Stellungnahme an den Landtag geschickt.

Download Stellungnahme
Download Bericht der Landesregierung

 

Gespräche vor Ort über Maßnahmen zur Verbesserung des ökologischen Zustands der Förde mit Vertretern der  Wissenschaft, der Kommunal- und Landespolitik sowie den NaturFreunden S-H im Februar 2022

Sprengungen in der Ostsee – eine Gefahr für die Meeresumwelt

Die Ostsee - hier in der Eckernförder Bucht bei Noer

Kiel, September 2019 - Deutsche Marine steht in den Startlöchern, um im Sperrgebiet Schönhagen vor der Ostsee-Küste sogenannte Ansprengungstests durchzuführen. Für den Fall terroristischer Anschläge oder bei Piraterie will man besser für solche Ereignisse gewappnet zu sein. Die Widerstandsfähigkeit von Marineschiffen gegenüber Minen und Bomben soll anhand der Fregatte "Karlsruhe" getestet werden. Geplant sind Schocksimulationen, die zu besseren Konstruktionsgrundlagen für künftige Marineschiffe beitragen sollen. Die Testversuche sollen zu zwei Zeitpunkten in je zwei Phasen laufen. Dies wird bis zum Jahr 2020 dauern.

Nach Auffassung der NaturFreunde sind erhebliche Schäden in der Meeresumwelt zu befürchten, auch Uferschwalbenkolonien könnten betroffen sein. Die Uferschwalben kommen jährlich zum Brüten an die Steilküste von Schönhagen und nutzen dort die Wände der Steilküsten, um ihre Brutröhren zu bauen. Doch diese selbst gegrabenen, kleinen Aushöhlungen sind nicht wirklich stabil. Bei Erschütterungen, wie bei den geplanten Ansprengungen, könnten sie einstürzen. Die Schockwellen der Detonationen könnten insbesondere auch Schweinswale verletzen. Die in der Nord- und Ostsee beheimateten Tiere können so sogar ihr Gehör verlieren. Für den Schweinswal in der westlichen Ostsee wird als „störungssensible Zeit“ der Zeitraum 1. Juni bis 30. September angegeben, doch auch außerhalb dieses Zeitraumes können Sprengungen das Leben der Meerestiere beeinträchtigen. Hinzu kommen Schadstoffemissionen durch die Munition für die ohnehin schon erheblich vorbelastete Ostsee.

Foto Wikimedia/ Darkone CC BY-SA 2.0: Die Fregatte Karlsruhe im Kieler Hafen. Nach der Ausserdiensstellung soll sie für Ansprengtests genutzt werden.

Die Bundeswehr hatte gegenüber den Medien und auf Anfrage von Parteien erklärt, das Risiko für Schäden an Tier und Umwelt minimieren zu wollen, so dass vor der Ansprengung das Schiff von Öl und Schmierstoffen befreit werden solle. Zudem würden die Tiere im Radius von zwei Seemeilen (3,7 Kilometer) durch Maßnahmen zur Vergrämung vertrieben, versunkene Munitionsteile würde nach der Sprengung geborgen.

Nach Ansicht des Landesverband NaturFreunde werden die Umweltfolgen der Detonationen unterschätzt. Eine von einer Unterwasserdetonation von 4,5 Tonnen Sprengstoff ausgehende Schockwelle kann einen Schweinswal in einer Entfernung von sieben Kilometern noch schwer verletzen oder töten. Die Bundeswehr sollte vielmehr alle technischen Möglichkeiten ausschöpfen, um das Verletzungsrisiko für Deutschlands einzigen heimischen Wal zu minimieren. Mit einem Blasenschleier, der einen Bereich zum Schiff hin ausspart, könnte die Gefährdung für unter Wasser lebende und tauchende Wirbeltiere wie Fische, Seevögel, Robben und Schweinswale maßgeblich verringert werden. Die Bundeswehr war selbst an Untersuchungen zur Entwicklung eines entsprechenden Blasenschleiersystems beteiligt, das bereits jetzt erfolgreich bei der Beseitigung von Weltkriegsmunition eingesetzt wird und Stand der Technik zur Reduktion von Schockwellen ist.

Für den Schutz einer der bedeutendsten Uferschwalbenkolonie, die in der Steilküste von Schönhagen brüten, sind zusätzliche Minderungsmaßnahmen nötig. Jede Sprengung erzeugt eine seismische Schockwelle, die sich nahezu unvermindert durch den Boden fortpflanzt. Jungvögel können so in den Brutröhren in der Steilküste verschüttet werden. Auch die östlich des Sperrgebietes befindlichen Teile der Laichgebiete des frühjahrslaichenden westlichen Ostseedorsches, zu dessen Schutz die Fangquoten für Fischer wie Angler erheblich reduziert wurden, sind gefährdet. Die Laichzeit überlappt hier ggf. mit den geplanten Ansprengungen. Geschlechtsreife Dorsche halten sich vor allem von Ende Februar bis Ende Mai im Gebiet auf, Fischlarven und Jungfische leben hier noch in Zeiträumen weit darüber hinaus.

Der Schadstoffeintrag infolge der Sprengungen wird von der Bundeswehr überhaupt nicht betrachtet. Gerade die begehrten Miesmuscheln reichern sprengstofftypische Verbindungen an. Dieser Aspekt ist umweltrelevant und müsste zumindest ein begleitendes Monitoring erfasst werden.

Die NaturFreunde sprechen sich grundsätzlich gegen Sprengversuche in der Ostsee aus, fordern aber zumindest, dass die bestmöglichen Minderungsmaßnahmen zum Einsatz kommen und Schäden von der Umwelt abgewendet werden.

2020 - Sitzbänke in den Dünen von Noer (Eckernförder Bucht) kurz bevor sie von den Wellen in die Ostsee gerissen wurden.